Veranstaltungen und Theater sowieso bringen mit sich, dass sie flüchtig sind. Sobald es vorbei ist, ist alles verschwunden und es gibt keinerlei Zeugnisse mehr vom Geschehen. Mit und durch die Pandemie hat sich dies stark verändert: Die Theater dokumentieren ihre Inszenierungen inzwischen recht professionell zur Weiterverwertung im Stream, Veranstalter*innen zeichnen ihre Zoom-Konferenzen auf und posten sie auf YouTube und sowieso lässt sich auch die ganze öffentliche Kommunikation auf den Social Media-Kanälen noch minutiös nachverfolgen – Wochen und Monate später. Alles ist da.
Diese (Selbst-)Dokumentationswut, immer eng verbunden mit der Legitimation des eigenen Handelns, nimmt bisweilen groteske Züge an. Ich frage mich regelmäßig, wer eigentlich was für wen und in welcher Form festhält. Wie weit sollte ein Medium wie das Theater gehen im Sinne der ständigen Verfügbarmachung (und wie weit auch nicht?) und wie sehr braucht es – auch für den eigenen Outreach – zeitversetzte, dauerhaft abrufbare Angebote? Und, etwas rhetorisch gefragt: Wäre es nicht sinnvoll die Dinge voneinander zu trennen? Also: Einerseits ephemere Angebote schaffen, die auch bewusst als solche konzipiert sind, und andererseits fest installierte, andauernde Kunstformen oder Dokumentationen, für die die längere Abrufzeit zum Zeitpunkt ihrer Produktion mitgedacht wird.
Das Theater kann hier noch viel lernen, meine ich – auch im Sinne seiner eigenen Stärken und Schwächen. Eine der vielen schmerzhaften Lehren aus der Pandemie ist: Das Theater steht hier noch ganz am Anfang.
Ein, wie ich finde, guter und schöner Übersetzungsvorgang ist dem Literaturforum im Brecht-Haus gelungen. Im aktuellen „lfb Journal“ (Nr. 6, 2021) sind zwei der Projekte dokumentiert, die ich mit Unterstützung des Brecht-Hauses im letzten Jahr entwickeln durfte. Darin findet sich eine gekürzte Fassung von Armen Avanessians Eröffnungsvortrag der Konferenz „Postpandemisches Theater“ wieder. Dazu kommt eine schriftliche Fassung von Sivan Ben Yishais tollem Videoimpuls.
Außerdem ist darin auch Kevin Rittbergers Beitrag für 1000 Scores abgedruckt – „CodeCode“ heißt er.
Ich bin sehr froh, dass sich das Brecht-Haus dazu entschieden hat die beiden Projekte so umfangreich in ihrer Publikation nochmal nachträglich zu präsentieren. Hier ein paar Fotos des gedruckten Journals und hier der Link zum digitalen Journal.





